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Deutsche Jugendmeisterschaft 2021

 



Endlich wieder Deutsche Jugendmeisterschaften! Nach coronabedingten zweieinhalb Jahren Pause startete am 23.11. die Deutsche Jugendmeisterschaft (DJM) in Bad Wildungen. Während die Meisterschaft 2020 vollständig ausfielen, hat das Präsidium der Deutschen Billardjugend alles daran gesetzt die Meisterschaften, die in diesem Frühjahr erneut abgesagt werden mussten, nachzuholen.
Am Vortag der Meisterschaft machte sich unsere Delegation trotz widriger Wetterbedingungen auf den Weg in die Nordhessische Kurstadt, die seit vielen Jahren traditioneller Ausrichter der Deutschen Meisterschaften für die Jugend und die Erwachsenen ist. Aufgrund der Verschiebung mussten unsere Jugendlichen nun aber zum zweiten Mal aus ihrer gewohnten Ense-Halle in die Wandelhalle Bad Wildungen umziehen. Während die Wandelhalle ein sehr schöner Spielort für die Erwachsenen ist, wollte hier die berühmte DJM-Stimmung nur sehr langsam und zurückhaltend aufkommen. Ob die Jugendlichen aber jemals in „ihre“ Sporthalle zurückkommen scheint mehr als ungewiss.



Die Thüringer Delegation war in diesem Jahr vielfältig und im Vergleich zu den letzten Jahren besonders mit jüngeren Sportlern besetzt:

Pool U15:         Tobias Steger, Elias Schulz (beide 1. PBC Merkers)
Pool U17:         Nils Rexroth (1. PBC Merkers)
Pool U23:         Justin Eichhorn (PM Erfurt)
Snooker U15:        Dave Brachmanski (Erfurter BC)
Snooker U21:        Aaron Bocksberger (1. PBC Erfurt)
Karambol U15/U17:    Nils Wobisch, Fabian Schmidt (beide TuS Osterburg Weida)

Die Betreuung vor Ort wurde durch Chris Hamann, Sandra Steger und Andre Lamert (alle 1. PBC Merkers) übernommen. Als Schiedsrichter war Heiko Weiß (SV Schwarza) an den Karambol-Tischen aktiv.


Für fast die Hälfte unserer Starter war es die erste Meisterschaft (Elias, Nils R. und Dave). Für Dave in der U15 Snooker waren es sogar die ersten offiziellen Partien überhaupt. Dafür zeigte Dave aber eine gute Leistung an den größten Billardtischen. Gleich in seinem ersten Spiel musste in der Gruppenphase gegen einen Europameisterschaftsteilnehmer und damit den Top-Favoriten auf den Titelgewinn ran. Dave merkte man im ersten Frame seine Nervosität noch stark an, die sich im zweiten Frame aber langsam legte. Er konnte dennoch das 0:2 nicht verhindern. Im dritten Frame zeigte der Gegner dann sein Toptalent und spielte eine 83er Serie, die später weder in der U18 noch der U21 überboten wurde. Im zweiten Gruppenspiel entwickelte Dave ein lochsichereres Spiel und ging auch das ein oder andere Mal in Führung. Ein gewonnener Frame sprang dabei aber nicht heraus, was auch an zufälligen Snooker-Situationen gegen ihn lag. Für das dritte und letzte Gruppenspiel war damit klar, dass Dave einen 3:0 Sieg für das Weiterkommen benötigt und so legte er auch direkt los. Mit gutem Lochspiel sicherte er sich seinen ersten Frame auf einer Deutschen Meisterschaft. Sein Gegner zeigte aber keine Nerven und drehte das Spiel zum 1:3. Für Dave war damit nach der Vorrunde bereits Schluss. Den Rest der Woche nutzte er aber intensiv, um sich einige Tricks der älteren Spieler abzuschauen und die anderen Thüringer Teilnehmer zu unterstützen.

In den Pool-Wettbewerben starte Nils zu Beginn als einziger in das 14/1. In der U15 wird diese Disziplin nicht gespielt. In einem spielstärkentechnisch stark heterogenem Teilnehmerfeld entging er zwar den Top-Leuten, spielte aber auch nicht gegen die Schwächsten. Nach zwei Spielen im Doppel-KO System war dann in dieser für ihn ungeliebten Disziplin Schluss. Im 10-Ball stiegen dann auch die beiden U15-Spieler ein. Während in der U17 weiterhin im Doppel-KO gespielt wurde, traf die U15 erst in Gruppen aufeinander. Nils bekam erneut einen seiner 14/1-Gegner zugelost und musste erneut nach zwei Spielen die Segel streichen. Im Vergleich zum 14/1 war aber eine Leistungssteigerung zu erkennen. Auch Elias konnte in seiner ersten DM-Partie seine Aufregung nicht verbergen und spielte gegen den späteren 10-Ball Meister. Er konnte in beiden Partien seiner 3er-Gruppe jeweils ein Spiel gewinnen. Das reichte aber natürlich nicht zum Weiterkommen. Auch Tobias, der aufgrund seiner Abwesenheit 2019 dreieinhalb Jahre auf seine zweite DJM warten musste, kam überhaupt nicht in sein Spiel. In der 4er-Gruppe unterlag er zwei Gegnern klar, in der dritten Partie musste er sich knapp 3:4 geschlagen geben.
Im Folgenden 8-Ball war für Nils, der zu den Jüngsten der Altersklasse gehörte, erneut nicht viel zu holen, außer Erfahrung. Tobias und Elias hatten etwas Pech, da beide in eine 3er-Gruppe gelost wurden. Hier kam nur jeweils der Erstplatzierte sicher weiter. Tobias erspielte sich mit einem 3:1 seinen ersten Sieg dieser DJM. Das zweite Spiel musste er dann aber gegen einen späteren Halbfinalisten abgeben. Der zweite Platz reichte knapp nicht zum Weiterkommen, da ein Zweitplatzierter eine etwas bessere Spieldifferenz hatte. Ein bitteres Ausscheiden. Elias hatte zwei der stärksten seiner Altersklasse in der Gruppe und unterlag hier zweimal klar 0:3.
Vor dem 9-Ball hieß es damit für unsere Pool-Spieler: Voll auf Angriff. Nils nutzte nun endlich die Fehler seiner Gegner aus und erspielte sich Punkt für Punkt. In der Hauptrunde reichte es aber nur zu einem 4:5. In der Verliererrunde hatte er nun ein Freilos, sodass ein Sieg für das Viertelfinale gereicht hätte. Dafür war der Druck dann aber zu groß und Nils verabschiedete sich von seiner ersten DJM. Tobias erwischte erneut eine starke Gruppe, zeigte nun aber, dass er zurecht bei der DJM dabei ist. Das erste Spiel entschied er klar mit 3:0 für sich. Im zweiten Spiel hatte er nun die Chance, sich für die Niederlage und das Ausscheiden im 8-Ball bei seinem Gegner zu revanchieren. Das tat er auch und schickte seinen Gegner mit einem 3:1 Sieg aus der Gruppenphase. Das Viertelfinale war damit bereits sicher. Im letzten Gruppenspiel musste er gegen einen sehr starken Gegner ran und gab das Spiel gegen den späteren Sieger des 9-Ball Turniers 0:3 ab. Diese Niederlage sollte sich bitter rächen, da er als Gruppenzweiter im Viertelfinale einen viel stärkeren Gegner erwarten musste. Und so hatte der Turnierplan den zweiten späteren Finalisten für ihn parat, dem er 1:4 unterlag. Der verdiente Einzug ins Viertelfinale beschert Tobias aber einen 5. Platz dieser DJM. Elias erspielte sich im 9-Ball auch seinen ersten Sieg, musste das zweite Spiel aber knapp mit 2:3 abgeben. Im letzten Spiel war er dann 0:3 chancenlos.

Unsere bereits erwachsenen Teilnehmer der U23 Pool und U21 Snooker reisten erst zur zweiten Hälfte der DJM an. Die U23 Pool spielte nur 8-Ball und 9-Ball. Justin hatte in einem Feld mit vielen Freilosen kein Glück und musste gleich in der ersten Runde ran. Trotz einer 1:0 Führung drehte der Gegner das Match souverän zu einem 1:7. In der Verliererrunde war damit der Druck bereits hoch. Auch hier gab es erneut eine 1:7 Niederlage. Im 9-Ball holte Justin sein Lospech erneut ein. Auch hier musste er direkt in der ersten Runde an den Tisch, kam aber weitaus besser in die Partie und konnte diese lange ausgeglichen halten. Am Ende stand aber trotzdem eine 4:7 Niederlage. Die zweite Partie lief erneut analog zur ersten ab. Trotz anfänglichem Spiel auf Augenhöhe gab es eine 4:7 Niederlage. Damit war die wahrscheinlich letzte DJM für Justin bereits wieder beendet.
Mit Aaron startete die größte Medaillenhoffnung des Thüringer Verbandes in der U21 Snooker. In seiner 6er-Gruppe zeigte Aaron einige starke Partien und gewann drei seiner fünf Spiele bei einer Höchstserie von 51 Punkten. Dies reichte für den Einzug ins Halbfinale und eine sichere Medaille. Aarons Halbfinale sollte sich zu einem wahren Krimi bis spät in den Abend entwickeln. Mit sicherem Loch- und Stellungsspiel ging er schnell mit 2:0 in Führung. Dann wurde sein Gegner aber stärker und drehte das Spiel zum 2:3. Aaron zeigte seine bekannte Nervenstärke unter konterte den sechsten Frame zum 3:3, sodass der letzte Frame entscheiden musste. Keiner der beiden Spieler ging hier in die volle Offensive und des Öfteren wurde versucht Punkte über Snooker-Situationen zu sammeln. Dieser letzte Frame war durchgehend ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis nur noch Blau, Pink und Schwarz auf dem Tisch lagen. Aarons Versuch auf Blau klapperte sich wieder aus dem Loch und der Gegner lochte diese und Pink zum 4:3. Mit einer starken Leistung holte Aaron Bronze auf seiner letzten Jugendmeisterschaft.

Unsere beiden Karamboler starteten auf dem kleinen Turnierbillard in der freien Partie und im Dreiband, sowie auf dem großen Matchbillard im Dreiband. Fabian ging direkt mit einer Überraschung in das Turnier und schlug einen ihm gegenüber favorisierten Gegner mit 28:21. Nils spielte gegen die Favoriten stark auf und hatte den Topfavoriten beim 40:57 lange Zeit am Rande einer Niederlage bis dieser erst kurz vor dem Ende davonzog. Gegen die Spieler seiner Spielstärke zeigte er allerdings keine Bestleistungen und gab die Punkte jeweils ab. Da Nils das vereinsinterne Duell der beiden Thüringer knapp für sich entschied und beide noch gegen einen anderen Spieler gewannen, standen beide zum Schluss der Gruppenphase mit 4 Punkten da. Dies reichte nur für Platz 5 und 6 der Gruppe.
Im Dreiband auf dem kleinen Tisch mussten sich beide in fast allen Spielen geschlagen geben. Im direkten Duell teilten sich beide bei einem 8:8 die beiden zu vergebenden Punkte auf. Auf der einen Seite sicherten sich beide damit einen wichtigen Punkt, nahmen sich aber auf der anderen Seite auch jeweils einen wichtigen Punkt im Vergleich zu den anderen ab. Nils konnte dann im letzten Gruppenspiel gegen einen starken Gegner noch einen 20:14 Sieg einfahren. Für die Medaillenränge reichte es erneut nicht.
Der große Tisch war dann das schwierigste Terrain für beide. Ihr Heimatverein verfügt nur über die kleinen Turnierbillards und dementsprechend gering ist das Training auf den Großen. Zusätzlich wurde hier in Ermangelung einer U15 in der U17 mitgespielt, sodass stärkere Gegner in das Turniergeschehen eingriffen und in kleineren 4er-Gruppen gespielt wurde. Nils musste sich in seiner ersten Partie knapp mit 7:9 geschlagen geben, siegte dann aber im zweiten Spiel mit 12:5. Da er auch das dritte Spiel 5:12 abgab, wurde er nur Gruppendritter. Da nur die beiden besten Gruppendritten weiterkamen begann das große Zittern. Am Nachbartisch durfte der Verlierer nicht mehr als 11 Punkte sammeln. Nachdem dieses Spiel mit 8:20 endete, stand der Einzug ins Viertelfinale fest. Hier wartete erneut der Topfavorit der Altersklasse. Nils konnte die Partie erneut lange Zeit offenhalten. Am Ende zog der Gegner aber wieder davon und siegte klar mit 20:6. Für Fabian war in seiner Gruppe nicht viel zu holen. Nach drei Niederlagen schied er in der Vorrunde aus. Besonders auffällig war, dass in der U17 auf dem Matchbillard ab dem Halbfinale nur noch U15 Spieler vertreten waren. Die gute Jugendarbeit der (leider) wenigen im Jugendbereich engagierten Vereine scheint sich auszuzahlen.

Nach sieben anstrengenden Tagen endete eine sehr schöne Deutsche Jugendmeisterschaft für die Spieler und Betreuer. Ein besonderer Dank gilt der Deutschen Billard-Jugend, die das Turnier hervorragend organisiert hat. Die Zeitpläne haben bis auf Kleinigkeiten gut gepasst und Probleme wurden schnell im gegenseitigen Einvernehmen gelöst. Das Betreuerseminar hat mit dem Thema „sexualisierte Gewalt“ einen sehr anschaulichen und informativen Einstieg in ein gesellschaftlich teilweise immer noch verdrängtes Thema gegeben. Die einzige Kritik ist beim Essen in der angrenzenden Kantine aufgekommen. Hier hat die Küche stark angefangen, im Laufe der Woche aber genauso stark nachgelassen.
Trotz der widrigen Corona-Umstände mit täglichen Tests, Maskenpflicht und Einlasskontrollen haben sich die Thüringer Sportler in der Halle sehr gut verhalten. Auch abends in den Unterkünften waren die Betreuer im Großen und Ganzen mit ihren Schützlingen zufrieden. Die Thüringer Delegation freut sich darauf im kommenden Jahr wieder nach Bad Wildungen zu reisen. Wann auch immer und in welche Halle auch immer...